Global
§ 138 ff
Um Gesetze nach dem Durchwinken im Parlament zu stoppen (Vetorecht) oder zu
unterstützen,
braucht es zunächst 50.000
Unterschriften,
bei 5 Mill. Wahlberechtigten, innerhalb 18 Monaten. Das wird in der Schweiz Referendum genannt. Es gibt auch vorgeschriebene(obligatorische) Referenden.
1848-2015
gab es 218 obligatorischen Referenden und wurden 178 fakultative Referenden zur Abstimmung zugelassen. Die Tendenz ist steigend.
Um einen eigenen Gesetzesantrag
durchzubringen, braucht man zunächst 100.000 Unterstützungsunterschriften. Danach ist keine Beteiligung zur Abstimmung vorgeschrieben.
Diese Initiative wird auch Volksgesetzgebung genannt und ist nur für Verfassungsänderungen vorgesehen.
Ein Gegenvorschlag ist meißt eine
Verwässerung
der Initiative, vom Parlament ausgearbeitet.
Beim direkten Gegenvorschlag(oder mehreren), kann das Volk dann keinen, einen, oder
beide
Änderungen annehmen.
Beim indirekten Gegenvorschlag, beschliesst das Parlament einen Gesetzesentwurf, welcher umgesetzt wird, falls die Initiative abgelehnt wird.
Bei der
Verabschiedung
hat das Volk aber dann wieder die Möglichkeit das Gesetz per Referendum zu kippen.
1891-2015
wurden 440 Volksinitiativen ergriffen, 94 zurückgezogen, 44 ungültig, 2 abgeschrieben, 203 wurden abgestimmt. Die Tendenz ist steigend.
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Obwohl
99,2 %
aller Schweizer Gesetze in
Übereinstimmung
vom
Parlament
in
Konsenz
beschlossen werden, definiert sich die kulturelle Identität des viersprachigen Landes großenteils über direkte Demokratie, frei nach dem Motto: Wir entscheiden die wichtigen Sachen, die Politiker kümmern sich um's Alltagsgeschäft. Es wird in der Schweizer
Geschichte
seit
1848
bis zu 4 mal im Jahr landesweit
abgestimmt,
Tendez steigend.
Direktdemokratische Instrumente wurden nach 2 innenpolitischen Krisen eingeführt: Das Verfassungsreferendum
1848
nach einem Bürgerkrieg und die Initiative
1891
nach dem Kulturkampf mit dem Vatikan.
Bei nahezu allen wichtigen Geschäften können die Bürger an der Urne
entscheiden,
damit als Teil des Staates agieren und auch einen Grossteil der politischen Entscheidungsträger selber wählen (Richter, Staatsanwälte und wichtige staatliche Funktionäre werden vom den Stimmbürgern in regelmässigen Abständen direkt gewählt). Die Abstimmungskultur beschränkt sich nicht nur auf die großen Politik, sondern geht bis in kleinste Ebenen - Kantone, Zivilgemeinden, Zweckverbände, auch über Kantonsgrenzen hinaus.
Kleinere Gemeinden ohne Parlament kann man als echte direkte Demokratien bezeichnen. Die meisten Kantone haben mehr direktdemokratische Elemente als der Bundesstaat.
Selbst die Wahlen verlaufen
anders
als in Deutschland.
Bei einer
Notverordnung,
wie auch andere Verordnungen, exemplarisch die 68 Mrd. für die
Rekapitalisierung
der UBS zur Finanzkrise, kann weder das Parlament, noch das Volk Einspruch erheben. Bei Verfassungsänderungen und dringlichen Gesetzten ohne Verfassungsgrundlage, sowie zu bestimmten internationalen Fragen braucht es neben einer Mehrheit der abgegebenen Stimmen ein
Ständemehr.
Offenlegung
von Nebenjobs und Parteispenden sucht man in der Schweiz bisher vergeblich.
Wenn jedoch das
Transparenzgebot
in krasser Weise verletzt wird, kann ein Gericht ein Ergebnis annullieren.
Demnächst
04/2011
sollen aber auch
Staatsverträge
vor das Volk gebracht werden. Das bereitet den Oberen
Sorgen.
Weitere
Mißstände,
wie Richterabhängigkeit, Abwahl der Bundesräte,
Transparenz
zeigen Verbesserungspotential auf. Gesetzesinitiative ohne Verfassungseingriff ist überfallig.
Zentralisierungswünsche gehen oft von institutioneller
Staatsgewalt
aus.
04/2019
wurde erstmals eine Abstimmung wegen falscher Angaben der Regierung vom Gericht
annulliert.
Eine Zusammenfassung zum politischen System
der Schweiz findet man beim Schweizer
Staat
oder, wie untenstehendes
Bild
von Markus Jud zeigt.
Mit anonym, online organisierten
Eintragungen
hat der Schweizer Bundesrat nun aber ein Problem.
Das Mitspracherecht der Bürger funktioniert, obwohl der Nationalrat über Parteilisten und der Ständerat über das Mehrheitswahlrecht (die Einzelkandidaten werden überwiegend von Parteien unterstützt)
gewählt
werden. Man kann aber auch streichen,
kumulieren
oder
panaschieren.
Ein Beschluss tritt in der Regel erst in Kraft, wenn die Referendumsfrist abgelaufen ist. Die hohe Anzahl der Abstimmungen fördert einen sachgerechten Umgang mit der Materie und braucht keine Protestabstimmung.
Die
Außenpolitik
wird vom Bundesrat dominiert.
Das Verhältnis zur EU wird durch bilaterale Verträge der einzelnen Länder geregelt. Angesichts des scheinbaren Auseinanderbrechens der EU, drängen EU-Politiker auf einen
Rahmenvertrag,
welcher die direkte Demokratie einschränken würde.
Ein Beispiel lokaler Abstimmungen findet man in der
Glarner Landsgemeinde.
Hier findet jeweils am ersten Sonntag im Mai statt; dieses Jahr am 4. Mai. Sie beginnt um 9:30 Uhr. Die Stimmberechtigten treffen sich im Ring auf dem Zaunplatz (auch Landsgemeindeplatz genannt) mitten im Hauptort Glarus. Der Landmann eröffnet und leitet die Landsgemeinde.
Von weltweit allen Demokratiemodellen wird nur in den beiden Gemeinden Glarus und Appenzell Innerrhoden (sowie in kleinen
Gemeinden
Schleswig-Holsteins) direkte Demokratie ohne repräsentativen Anteil praktiziert. Repräsentanten werden nur zu administrativen Zwecken und der Außenvertretung im Schweizer Ständerat gebraucht.
Auf der anderen Seite gibt es das
Spannungsfeld
zwischen Beschlüssen der Bürger und schon ausgehandelten internationalen Verträgen.
Mittlerweile wollen die Leute in Luzern brieflich abstimmen können, statt sich an einem öffentlichen Platz zu exponieren. Das bewirkt
offenbar
eine Verzehnfachung der Beteiligung.
Auch das richtige Gespür und
Bewirtung
kann die Beteiligung hochtreiben.
Besonders erfolgreich sind die
Initiativen
zivilgesellschaftlicher Organisationen, noch vor Opposition und Regierung.
Schon
2003
haben die Schweizer mit
elektronischen Abstimmungen
experimentiert.
Das Züricher Parlament gibt
2016
freiwillig dem Volk Macht ab. Es führt das
negatives Referendum
ein, bei dem das Stimmvolk auch mitreden kann, wenn das Parlament "Nein" zu einem Projekt sagt.
In Genf wird angestrebt, auch die 40%
Ausländer
an Abstimmungen teilhaben zu lassen.
↑
Das IRI veranstaltete mit vielen Anderen vom
1.-4. Oktober 2008
die erste
Weltkonferenz
zur Direkten Demokratie in der Schweiz.
zur Schweizkritik
Die Schweiz war für den
Holocaust
nicht verantwortlich.
1938
billigte das Volk ein Verbot der zivilen Todesstrafe, das
1942
in Kraft trat.
Historisch spät
1971
haben die Schweizer Männer (nicht eine Partei oder eine andere Institution) ihren Frauen das
Wahlrecht,
eingeräumt.
Historisch früh
1971
haben die Schweizer Männer den Frauen das viel wichtigere
Stimmrecht
gegeben.
23% der 8 Millionen in der Schweiz lebenden Menschen sind Ausländer.
Die
Wirtschaft
entwickelte sich seit 1920 so gut wegen dD und dessen Folgen: Frieden. Es existiert neben dem Bankgeheimnis, eine starke Chemie-, Pharma-, Uhren-, Nahrungsmittel-, Maschinen-Industrie, sowie Tourismus. Bildung und Fleiß ist hoch angesehen.
Die Schweiz ist
sozial.
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Der
Verein für direkte Demokratie und Selbstversorgung
kümmert sich seit
2004
um die Weiterentwicklung direkter Demokratie in der Deutschschweiz.
Die
Kampagne
«Dem-ok-ratie, ich mache mit», getragen vom Kanton Zürich und den Züricher Gemeinden, wollte möglichst viele Bürgerinnen und Bürger animieren, an bestehenden Möglichkeiten der Mitbestimmung teilzuhaben.
Apropos Zürich: hier muß jede Entscheidung über 20 Mill. Franken
vor
das Volk.
Bundesrätin
Sommaruga
will sich nicht reinreden lassen.
Die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz
AUNS
hingegen fordert mehr Mitsprache, auch bei internationalen Verträgen und warnt vor dem EU-Einfluß.
Prominente Argumente werden im
Bürgergespräch
für direkte Demokratie und gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der Schweiz mit der EU dargelegt.
Historische Argumente für die Aufnahme in die EU und
Postdemokratie
sammelt Prof. Tanner.
Der Schweizer Außenminister Cassis
warnt
dass direkte Demokratie eine Revolution sei und spielt die Karte Überlegenheit [der Schweizer] durch Genetik aus.
Christoph Mörgeli möchte die direkte Demokratie der Schweiz
vervollständigen.
Eine konsequente Realisierung der direkten Demokratie
würde bedeuten, dass dem Souverän auf Bundesebene die gleichen Wahlrechte zustehen wie in den Gemeinden und Kantonen -
mit anderen Worten: dass der Bundesrat an der Urne gewählt wird.
Parlamentarier Andreas Gross wird als Experte der direkten Demokratie gehandelt und stellt eine umfangreiche
Artikelsammlung
zum Thema dD zur Verfügung. Als Berufspolitiker vertritt er jedoch in letzter Zeit die Meinung, dass es höhere Mächte gibt, die wissen wie sich Menschenrechte definieren und direkte Demokratie nur gekoppelt mit repräsentativer (deren Teil er ist) existieren kann.
Die
Grenzen
(direkter) Demokratie zeigt der Rechtsanwalt Schönenberger auf und zweifelt im gleichen Atemzug an der Geld- und Machtverteilung und dem Rechtsstaat.
Die Doku
Die Macht des Volkes
behandelt grenzwertige Entscheidungen direkter Demokratie und zeigt anhand der SVP, wie schlecht informierte Bürger beeinflußt werden können.
2009
gab es eine
Fernsehdiskussion
in 5 Teilen zur direkten Demokratie in der Schweiz und mögliche Mobilisierung der Bürger für dD in Deutschland.
Die Schweiz erkennt langsam ihre direkte Demokratie als
Exportschlager und
trägt
sie nach Österreich und Deutschland.
2008
wollte die Partei zur Förderung direkter Demokratie und freiem Journalismus
(PDfJ)
das Schweizer Prinzip in die Welt tragen.
2012
wurden bei der Bundeskanzlei so viele Volksinitiativen und Referenden
eingereicht,
die schliesslich nicht zustande kamen, wie nie zuvor.
Auch
Gemeindeversammlungen
sind in Gefahr. Grund sind Politiker, die die Macht an sich reißen möchten, unklare Gesetze und schleichende Bürokratie.
↑
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P.S.
Island
will sich eine neue Verfassung gegeben, die etwa so demokratisch ist wie die Schweizer.
Die
Slowenen
sind dort schon angekommen, aber noch ungeübt.
Das Fürstentum
Liechtenstein
hat eine besondere gesellschaftliche Mischung.
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